Während die einen DITs für unverzichtbar halten, bereiten andere bereits die Grabrede für diesen Beruf vor. Dabei werden Digital Imaging Technicians auch wegen der zunehmenden Digitalisierung am Set gebraucht. Aber was macht ein DIT genau? Gerhard Riesenhuber erklärt seine Aufgaben als DIT, wie er mit Metadaten arbeitet und was die digitale Zukunft bringt.
Dass Gerhard Riesenhuber einmal seine Brötchen am Filmset verdienen würde, war lange nicht abzusehen: Der Österreicher besuchte zunächst die HTL St. Pölten für Elektrotechnik und Informationstechnik. Erst nach seinem Zivildienst bei der Rettung entdeckte er den FH-Studiengang Telekommunikation und Medien für sich. Während des Studiums arbeitete er in einer Filmfirma in Wien – als vermutlich erstes Unternehmen im deutschsprachigen Raum besaßen sie die damals neuen Red One- Kameras der Seriennummer 52 und 53, um die sich Riesenhuber kümmerte. 2010 folgte für ihn das erste Kino-Filmprojekt als DIT – Die Wand. Die Romanverfilmung nach Vorlage von Marlene Haushofer wuchs ihm ans Herz, einerseits wegen der Außendrehs in den Bergen, andererseits weil er mit Regisseur, Produktion und zweiter Assistenz die einzige Konstante bei den Dreharbeiten war, an dem acht verschiedene Kameraleute über ein Jahr verteilt werkelten. Inzwischen hält er neben seiner Tätigkeit als DIT auch Seminare für angehende DITs an der Fachhochschule St. Pölten und der Filmakademie Wien. Er ist zudem auch als einziger österreichischer DIT Mitglied beim BVK (Bundesverband Kinematografie).
DITs bei der Arbeit
Da das Berufsfeld des DIT noch recht neu ist, variieren die Aufgaben je nach Projekt. „In Österreich ist der DIT unter anderem für das Datenmanagement zuständig,“ erklärt Riesenhuber seine Arbeit. „Die gedrehten Daten und der Ton laufen bei mir zusammen. Ich sorge dafür, dass das gedrehte Material bei den richtigen Leuten ankommt. “
In der Vergangenheit waren DITs häufiger direkt am Set zu finden, wo sie Kameraleuten bei der Belichtung halfen, Einstellungen an der Kamera vornahmen und live auf die Schärfe und sonstige Auffälligkeiten achteten. Dies geschieht zwar heute auch noch, doch der Schwerpunkt des DIT hat sich mehr auf die Qualitätskontrolle des gedrehten Materials am „DIT-Computer“ und auf die Vorbereitung für die Postproduktion hin verschoben.
Dazu gehört meistens auch die Farbkorrektur für die Muster, das sogenannte Dailies Grading. Das ist besonders wichtig, damit das Originalmaterial, das im kontrastlosen und stark entsättigten Log-Farbraum vorliegt, für die Sichtung durch Redaktion, Produktion, Kamera und Regie bereits die richtige Stimmung und korrekte Kontinuität transportiert. Vor allem für den Schnitt und anschließende Schnittabnahmen hat sich ein gut gemachtes Mustergrading bewährt. Für den Schnitt spielt Riesenhuber die farbkorrigierten Originaldaten in ein anderes, handlicheres Format aus, das weniger Rechenleistung benötigt: „Bei manchen Projekten lege ich auch den Ton, der extra aufgezeichnet wird, synchron zu den Bilddateien im Schnittprogramm an.“ Daneben beschriftet und markiert er die Kopierer und fügt gegebenenfalls Kommentare von Script und Continuity und seine technischen Anmerkungen ein. Weil sich so viele technische Geräte am Set befinden, ist er auch häufig eine Anlaufstelle für technische Problemlösungen.
Metadaten – für DITs ein wichtiges Stichwort
Bei der Arbeit verwendet Gerhard Riesenhuber verschiedene Software-Tools, die sich für seinen Workflow bewährt haben: Dazu gehört Shotput Pro zum Kopieren – „Das ist sehr zuverlässig und dokumentiert gut den Kopierprozess, kreiert Checksummen und funktioniert mit allen gängigen Kameraformaten.“ Für Qualitätskontrolle, Mustergrading und das Offline-Transkodieren kommt bei ihm DaVinci Resolve zum Einsatz. Zum Anlegen und zur Erstellung der täglichen „Musterrolle“ nutzt Riesenhuber außerdem den AVID Media Composer; der Elgato Turbo.264 Encoder ist wiederum für das Transkodieren in die Dailies-Formate für Produktion, Redaktion, Kamera und Regie gedacht.
Neben diesen Lösungen von der Stange hat sich Riesenhuber noch ein eigenes Script programmieren lassen, das ähnliche Aufgaben übernimmt wie easySCOTT: „Die Daten, die ich in Resolve eingebe, vereine ich so mit den Daten aus der Kamera. Das wird zusammengeführt und kann direkt im Schnittprogramm verwendet werden,“ erläutert er. Das bedeutet, dass der Cutter alle Daten, die vom DIT eingegeben wurden, aber auch Metadaten von Script und Kamera in seinem Schnittprogramm vorliegen hat. Das bringt viele Vorteile, etwa wenn man später bestimmte Informationen sucht.
Für Riesenhuber gilt bei seinen On-Set-Workflows folgende Devise: Daten sichern, verifizieren und sichten, gezieltes Feedback geben und nicht zuletzt: Ruhe bewahren, auch wenn es hektisch zugeht. Da bei ihm die Informationen zusammenlaufen und er für das Kopieren zuständig ist, verifiziert er auf drei Backups, eine interne Kopie und zwei weitere extern. Besonders wichtig: Eine 1. Generations- Kopie sollte, wenn möglich, erhalten bleiben. Nach dem Kopieren folgt das Kontrollieren in Davinci Resolve auf seinem externen kalibrierten Referenzmonitor. Riesenhuber ist dazu übergegangen, direkt in Resolve zu beschriften, anstatt beispielsweise technische Kommentare später mühsam im Schnittprogramm einzufügen. „Diese Kommentare entstehen ja bereits bei der Sichtung,“ erklärt er. „Ich finde es viel besser, wenn ich ein Programm habe, in dem ich zusätzlich gleich beschriften kann.“ Dank eigenem Script und Eingabemaske lässt sich das problemlos während der Drehzeit erledigen.
Die digitale Zukunft – easySCOTT und DITs?
Als menschliche Schnittstelle zwischen Kamera und Postproduktion ist Riesenhuber die Arbeit mit digitalen Lösungen gewohnt und empfindet Tools wie easySCOTT nicht als Bedrohung, im Gegenteil: Bessere, lesbare Aufzeichnungen aus easySCOTT würden Riesenhuber die Arbeit erleichtern, denn auch er kämpft mitunter mit unidentifizierbarem Gekritzel. Er sieht die Vorteile der Lösung auch für DITs: Das mühsame nachträgliche Beschriften würde in Zukunft wegfallen und es müssten nur noch die Eingaben kontrolliert werden. Seiner Einschätzung nach wird es am Set immer mehr Lösungen geben, die Metadaten nutzen. Das vernetzte Set sieht er deshalb auch als Chance. Die einzige Bedingung, die er stellt: „Vernetzung muss Abläufe effizienter machen und darf nicht im Weg stehen.“
Kritikern, die schon den Untergang des DIT-Berufs voraussagen, begegnet Riesenhuber mit großer Gelassenheit aufgrund seiner langjährigen Erfahrung: Bei der Einführung der Alexa-Kamera wurde ebenfalls kolportiert, dass sie so einfach sei, dass man keine DITs mehr brauche. „Ehrlich gesagt: Davon habe ich nichts gemerkt,“ bemerkt er dazu trocken. Er vermutet, dass Look-Management und Live-Gradings bald auch im deutschsprachigen Raum noch aktueller werden. Wichtig sei gerade in seinem Job, die Entwicklungen mitzuverfolgen, am Ball zu bleiben und sich mit der neuen Technik intensiv zu beschäftigen – das digitale Filmset werde sich so oder so weiterentwickeln. Es bleibt auf jeden Fall spannend.
What’s in your bag?
Bei seiner Ausrüstung ist die digitale Zukunft am Set bereits angekommen. Riesenhuber beschränkt sich vorrangig auf allerlei technisches Gerät: Seine treuen Begleiter am Set sind daher ein MacPro, ein Sony OLED Referenzmonitor, ein Gradingpanel, ein iPad, sowie Festplatten und eine Leselampe.
Links:
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